Kunst und Buch

Rückblick auf das Jahresprogramm 2010

Kreative Spinner kann auf ein breites Spektrum an Projekten, Workshops und Kooperationen im Jahr 2010 zurückblicken. Im Sinne der Leipziger Tradition als Buchstadt bildete das Jahresthema „Kunst und Buch“ den Mittelpunkt der Vermittlungsarbeit. In über ein Dutzend Projekten und Workshops zum kreativen Umgang mit dem Medium Buch entstanden zehn einzigartige Kunstbüchern.

Teilnehmer aller Altersgruppen erarbeiteten gemeinsam mit Künstlern, Grafikdesignern, Kunstpädagogen und Kunstpädagogikstudenten an spannenden Fragestellungen. Zusammen mit der Künstlerin Katharina Immekus ließen drei Schulklassen jeweils ein druckgrafisches Buch entstehen, in denen sie ihre Linoldruck-Porträts von Häusern versammelten. Im Projekt „Künstler in ihrer Welt“ bekam eine fünfte Klasse einen spannenden Einblick in den Arbeitsalltag dreier Künstler in ihren Ateliers auf der Leipziger Baumwollspinnerei, den die Schüler in einem Buch festgehalten haben. Eine weitere Publikation zeigt die druckgrafischen Resultate der Zusammenarbeit zwischen Studierenden des Instituts für Kunstpädagogik der Universität Leipzig und Katharina Immekus, die sich mit der originalgrafischen Leipziger Publikationsreihe „Lubok“ beschäftigten. Dieser Workshop wurde zur Basis für eigene Unterrichtsprojekte der Studierenden an mehreren Leipziger Schulen. Von herausragender Bedeutung ist das Langzeitprojekt „Studiochroniken“, bei dem jeweils ein Schüler einen von elf Künstlern der Leipziger Baumwollspinnerei über mehrere Monate hinweg in seinem Atelier besuchte. Die hier gesammelten Eindrücke über die Arbeitsweise und den künstlerischen Alltag sind in persönlich gestalteten Chroniken zu finden, welche, wiederum zu einer Mappe zusammengefasst, die Vielfalt der Begegnungen zugänglich machen.

In den offenen Angeboten wie den Ferienprogrammen, den Rundgängen auf dem Spinnereigelände und im wöchentlich stattfindenden Kreative-Spinner-Zeichenzirkel hat sich ebenfalls viel zum Thema „Kunst und Buch“ getan: In den Winterferien erstellten Kinder und Jugendliche nach Besuchen in Ausstellungen und bei Leipziger Künstlern „Kunstjournale“ aus ihrer Spurensammlung, während die Teilnehmer des Sommerferienprogrammes „Spinnerei im Fokus“ gemeinsam mit dem Künstler Douglas Abuelo und ihrem Fotoapparat dem Spinnereileben nachspürten. Eine Auswahl dieser Fotografien sind in der zwölften Ausgabe der Heftreihe „bildarchive“ des Ausstellungsraums „Spinnerei archiv massiv“ erschienen. Inspiriert von Philipps Fritzsches Kunstwerk „Schnittstelle“ hielten Kinder und Jugendliche während des Mai-Rundgangs und später auch Schüler der Helmholtzschule innerhalb der Workshopreihe „Ausschnitt“ fotografisch Momente aus Goethes „Faust“ fest, die sie dazu selbst in Szene setzten. Im Band „fabricare“ präsentieren die Teilnehmer des Zeichenzirkels ihre detaillierten und überraschenden Beobachtungen der unverkennbaren Industriearchitektur des Spinnereigeländes, die sie über ein halbes Jahr gesammelt haben. Die Aktstudien, die diesen Sommer in diesem Zirkel unter der Leitung der Leipziger Malerin Julia Tomasi Müntz mittels verschiedener Techniken entstanden, sind in dem Buch „akt“ verewigt. Im Anschluss an einige Projekte wurden die Ergebnisse der Teilnehmer in Ausstellungen in den Schulen, in der HALLE 14 und in dem Kunstraum Spinnerei archiv/massiv gezeigt.

Wir freuen uns über die vielfältigen Erfahrungen, die wir 2010 sammeln konnten, bedanken uns bei allen Beteiligten für die gelungene Zusammenarbeit und hoffen auf ein ebenso ereignisreiches Jahresprogramm 2011 mit dem Thema „Bilderrausch“.

Übersicht zu den Publikationen

Obdach - Zu Hause im Glück - Die Helmholzhäuser

Der Ausgangspunkt für die drei Druckwerke ist das Buch „Haus Helga“ von Katharina Immekus, in dem diese Künstlerin 100 facettenreiche Linolschnitte von Häusern in der Landschaft, von Hotels und Gasthöfen in Deutschland zeigt. Gemeinsam mit ihr haben sich elf Schüler der Mittelschule Gohlis und zwei 5. Klassen der Helmholtzschule Leipzig mit den vielgestaltigen Charakterzügen von Häusern beschäftigt. Dabei entstanden eindrucksvollen Häuserporträts, die in jeweils einem druckgrafischen Buch versammelt wurden.

Künstler in ihrer Welt

In dieser Publikation stellt eine 5. Klasse des Maria-Montessori-Schulzentrums Leipzig die Leipziger Künstler Oliver Kossack, Margret Hoppe und Hans Aichinger vor. Durch Atelierbesuche und in persönlichen Gespräche haben die Kinder einen Einblick in die Arbeitswelt dieser Künstler gewonnen. Ihre Eindrücken haben sie unter Anleitung in Texten, Fotografien und Zeichnungen Form verliehen. Jede Seite trägt die Handschrift der Schüler, die neben dem Inhalt das Buch komplett gestalteten.

Fabricare

„fabricare“ ist ein zeichnerischer und grafischer Spaziergang des Kreative-Spinner-Zeichenzirkels durch die Architektur der Leipziger Baumwollspinnerei. Unter Anleitung der Künstler Claus Stabe, Frank Berendt, Tino Geiß, Jochen Plogsties und Katharina Immekus haben die Teilnehmer ihre aufmerksamen Beobachtungen der charakteristischen Industriegebäude in Detailstudien, Fassadenansichten und Panoramablicken festgehalten.

Nahräumlich

Ausgangspunkt für dieses Projekt und die Publikation „Nahräumlich“ war die Ausstellung „Begleiter“ von Neo Rauch 2010 im Museum der Bildenden Künste Leipzig. Unter dem Blickwinkel nahräumlicher Bildforschung hat sich eine 11. Klasse der Rahn Schulen Leipzig mit Architektur und Landschaften in Rauchs Werken befasst. Die Schülern verfassten Texte und sie setzten sich fotografisch mit ihrer persönlichen Umgebung auseinander. Dabei unterstützte sie der Fotograf Falk Messerschmidt. Die individuellen Ansätze der Schüler konnten sich auf dieser Grundlage mit Hilfe der Grafiker Daniel Mudra und Ina Kwon in dem gestalteten Buch entfalten.

1 und 2 SDÄP

Studierende des Leipziger Instituts für Kunstpädagogik haben sich gemeinsam mit der Künstlerin Katharina Immekus den „Luboks“ zugewendet. Dabei handelt es sich um eine originalgrafische Publikationsreihe in limitierter Auflage, in der sich Künstler dem Linoldruck widmen und jede Seite ein Original ist. Ihr Buch „1 und 2 SDÄP“ zeigt die Resultate dieser Zusammenarbeit, in die Kunstpädagogikstudenten die Originalität der „Luboks“ nachempfanden. In dieser Publikation haben die angehenden Kunstpädagogen ihre Spuren– tiefgreifend und verspielt zugleich– hinterlassen. Dieser Workshop war ebenso Impulsgeber zahlreicher Kunstvermittlungsprojekte, die von den Studierenden an Leipziger Schulen durchgeführt wurden.

Spinnerei im Fokus

Dreizehn Jugendliche haben während des Sommerferienangebots 2010 die Kultur und das Gewerbe des Leipziger Baumwollspinnereigeländes genauer unter die Linse genommen. Begleitet und unterstützt wurden sie dabei vom Fotografen Douglas Abuelo. Ihre Bilder halten den Schauplatz Spinnerei in vertrauten Alltagsszenen fest, lassen ungewohnte Blicke zu, gehen ins Detail. Die Schüler glänzen dabei mit fotografischem Geschick. Im Anschluss einer Ausstellung in der hier ansässigen Galerie Spinnerei archiv massiv wurden zehn der facettenreichen Schwarzweiß-Fotografien in der Fotobuchreihe „bildarchive 12“ publiziert.

Akt

Der für alle Generationen offene Zeichenzirkel hat sich unter Anleitung der Malerin und Grafikerin Julia Tomasi Müntz der Darstellung des menschlichen Körpers mittels vielgestaltiger Techniken und Materialien wie Kohle, Bleistift, Kreide zugewandt. Das Buch „akt“ vermittelt, wie die Teilnehmer in der siebenwöchigen Zusammenarbeit ein Gespür für die Arbeitsweise der Künstlerin entwickelt haben und aus variierenden Perspektiven abstrakte, kontrast- und farbreiche Werke entstehen ließen. Den Körper des Aktmodells definieren sie mal über die reine Kontur, mal als Lichtfläche, deren Konturen und Umgebung als stimmungsvolle Farbfläche hervorgehen.

Eine Stadt in der Stadt - Leipziger Baumwollspinnerei

In diesem Workshop haben sich Schüler der Klasse 8/3 des Wilhelm-Ostwald-Gymnasiums unter Anleitung des Fotografen Falk Messerschmidt mit Kameras ein Bild vom Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei gemacht. Von Fotografien ausgehend wurde die Gruppe dazu inspiriert, „Stadtgedichte“ zu verfassen. Diese Bilder und Gedichte wurden anschließend in einem gemeinsam mit der Kunstpädagogin Anna Jäger gestalteten Leporello verknüpft. Das Buch fasst die individuellen Arbeiten der Schülern zusammen.

Studiochroniken

Für das Projekt „Studiochroniken“ öffneten dreizehn Künstler der Leipziger Baumwollspinnerei jeweils einem Schüler der Rahn Schulen bzw. Helmholtzschule über mehrere Monate hinweg ihre Ateliertüren und gewährten ihnen einen persönlichen Einblick in ihren schöpferischen Alltag. In einem Heft, das sie gemeinsam mit den Grafikern Daniel Mudra und Ina Kwon gestalteten, halten die Jugendlichen diesen in originellen Chroniken fest. Die Publikation „Studiochroniken“ fasst alle Einzelhefte und damit das weitreichende Spektrum dieser wertvollen Begegnungen zusammen.

 

Das Projekt Kunst und Buch (2010) wurde gefördert durch: