
How to look at ...
3. Mai bis 10. August 2025
Führungen:
Mittwoch, 28. Mai 2025, 17 Uhr mit anschließendem Gespräch
Mittwoch, 11. Juni 2025, 17 Uhr
Samstag, 14. Juni 2025, 15 Uhr mit anschließender Performance
Mittwoch, 23. Juli 2025, 17 Uhr mit anschließendem Gespräch
Hans Aichinger, Rozbeh Asmani, Sven Braun, Sebastian Burger, Wolfram Ebersbach, Jörg Ernert, Henriette Grahnert, Falk Haberkorn, Anna Haifisch, Franz Jyrch, Yvette Kießling, Corinne von Lebusa, Moritz Schleime, Julia Schmidt, Anija Seedler, Stefan Stößel, Matthias Weischer
Der Philosoph Walter Benjamin (1892-1940) fragte in seinem berühmten Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (1935) nach der Veränderung unserer Wahrnehmung durch neue Bildtechniken wie Fotografie und Film und hielt fest: „Der apparatfreie Aspekt der Realität ist hier zu ihrem künstlichsten geworden und der Anblick der unmittelbaren Wirklichkeit zur blauen Blume im Land der Technik.“ Mit der „blauen Blume“ entwendete er der Romantik ihr stärkstes Symbol für die Sehnsucht nach Erkenntnis. Er verwies darauf, dass Sehen sowohl von medialen Vorbildern als auch von Visualisierungstechniken so weit geprägt ist, dass wir uns fragen müssen, sehen wir wirklich das, was sich vor unseren Augen befindet, oder sehen wir nur unsere visuellen Erwartungen bestätigt. Zum Beispiel wollen wir häufig den Anblick von Natur genießen, um uns von etwas Wirklichem berühren zu lassen. Doch begegnen wir nicht gerade auch in diesen Momenten der Landschaft mit an Medienmotiven geschulten Erwartungen – und übersehen dabei das, was vor uns liegt selbst?
Diese Ausstellung ist eine Einladung zum Hinsehen am Beispiel von Malerei, einer Kunstform, die in Bezug auf die Erfassung der gegenwärtigen, medial durchdrungenen Welt häufig als unzeitgemäß betrachtet wird. Sie versammelt Werke von 17 Künstlerinnen und Künstlern, deren Wirken mit Leipzig eng verknüpft ist, und eröffnet einen Einblick in die Vielfalt zeitgenössischer Malerei. Sie reicht von erzählerischen Motiven und Landschaften über abstraktere und expressive Ausdrucksformen bis zu täuschendem Realismus. Kunsthistorische Vorbilder klingen manchmal mehr, manchmal weniger an. Nicht selten sind die Grundlagen des Bildermachens selbst und der Vergleich zu konkurrierenden Bildmedien Gegenstand des künstlerischen Nachdenkens. In der Ausstellung befinden sich einige Arbeiten aus anderen Gattungen, die diese Fragen fortführen.
Von Hans Aichinger (*1959 in Leipzig) werden vier Gemälde gezeigt, auf denen still verharrende Personen mit großer Genauigkeit realistisch und detailliert dargestellt werden – egal, ob langes glattes oder wuscheliges Haar, ob kurzer Flaum auf dem Schädel, Gelenkknochen oder Adern unterm Handrücken. Kleidungsstücke sind in ihrer Stofflichkeit erfasst, man meint ihre Oberflächen fast schon in den Fingerspitzen spüren zu können. Obwohl vordergründig alles sehr genau dargestellt ist, bleibt das Bildgesehen rätselhaft. Ja, es verstärkt sich durch längere Betrachtung noch. Titel wie „Das Ritual“ (2014) oder „Die Wahrheitslüge“ (2023) eröffnen zwar weitere Bedeutungsschichten, erklären jedoch nichts, sondern verweisen wie Allegorien auf abstrakte Fragen.
Farben sind für uns ein selbstverständlicher Bestandteil der Welt, wie die Luft zum Atmen. Wenn wir sie sehen oder benutzen, denken wir wenig über sie nach. Rozbeh Asmani (1983 in Shiraz, Iran) präsentiert uns 72 Farben und Farbkombinationen, die auf den ersten Blick farbenfroh und bunt wirken. Manches könnte uns vertraut vorkommen. Vielleicht erinnert das Lila im ersten Rahmen an eine bekannte Schokolade? Der Lebensmittelriese Kraft Foods Schweiz Holding GmbH ließ sich diesen Farbton 1995 in Verbindung mit Schokolade patentieren. In Folge haben sich Firmen alle von Asmani gezeigten Farben als Teil ihres Marketings sichern lassen. Die Arbeit führt uns vor Augen, wie selbstverständlich Dinge des Alltags als Ressourcen für die Aufmerksamkeitsökonomie in Privateigentum verwandelt und im wirtschaftlichen Wettbewerb genutzt werden.
Was bedeutet es, sich ein Bild zu machen? Auf den ersten flüchtigen Blick mögen sich die Werke von Sven Braun (*1968 in Karl-Marx-Stadt, jetzt Chemnitz) verweigern, seine Rahmen oder Leinwände erscheinen uns leer. Der Maler lädt uns ein, mit seinen Bildern und Objekten über die Dreiecksbeziehung zwischen uns (Subjekt), der abzubildenden Welt (Objekt) und dem Abbild nachzudenken. Dabei legt er gern falsche Fährten und nutzt das Repertoire an Täuschungen, wie sie die Kunstgeschichte hervorgebracht hat. In der Ausstellung sind die Trompe-l'œil-Bilder „Adaption #5“ (2004), „transparent“ (2006) und „Couvert“ (2015) sowie die Denkobjekte „Ausschnitt #3“ (2007) und „Ort“ (2005) zu sehen. Das Bild „Inventar II“ (2009) handelt von der Machtgeste des Zeigens. Interessanterweise gibt es kein historisches Dokument, das den Einsatz von Folterstühlen, wie dem hier dargestellten, zur Peinigung belegt. Vielmehr dienten sie auf Jahrmärkten als Schaustücke, um allein dadurch Angst und Respekt vor der Kirche und ihrer Inquisition zu erzeugen.
Die sieben von Sebastian Burger (*1980 in Magdeburg) präsentierten Ölgemälde entstanden, als der Künstler für eine längere Zeit in New York City lebte und arbeitete. In reduzierten Grau- bzw. Blauverläufen, die in einigen der Bilder mit einem leuchtenden Gelb kontrastiert werden, lockt uns Burger in ein widersprüchliches Labyrinth von Bildräumen und -themen, die durch überblendete Bild-im-Bild-Kompositionen, Spiegelungen und Assoziationen entstehen. Mode, Konsumartikel und Bildzitate geben Hinweise auf Bezugssysteme zwischen Kunst und Underground, die die eigentümliche Dynamik aus Anziehungskraft und Verschlossenheit dieser verdichteten Bildwelten fortsetzen. Die rätselhaften Titel setzten das Spiel der Bedeutungen fort.
Mit einer auf das Minimum reduzierten Skala von Schwarz und Weiß und den dazugehörigen grauen Mischtönen schafft Wolfram Ebersbach (*1943 in Zwickau) expressive Chiffren von Stadträumen wie zum Beispiel Straßen, Passagen, Brücken, Tunnel und Denkmalen. Die riesigen Hallen des Leipziger Hauptbahnhofs standen immer wieder im Fokus seines Interesse. Insbesondere die Fernweh-weckenden übermenschlichen Perspektiven der Glas- und Stahlkonstruktionen über den Gleisen variiert er mit wenigen, expressiven Pinsel- und Spachtelstrichen seit Jahrzehnten, wobei bei kaum einer Version die Reduktion so malerisch kompromisslos sein dürfte wie bei „Hauptbahnhof 4“ von 2019.
Jörg Ernert (*1974 in Leipzig) lotet in seinen oft als Serien angelegten Bildmeditationen die Möglichkeiten von Räumen, Farbe und Licht in der Malerei aus. Dabei können für seine Bildfindungen Kletterhallen genauso reizvoll sein wie kunsthistorische Vorbilder. Die Ausstellung zeigt zwei großformatige Acrylgemälde, die auf fantastischen Architekturansichten von Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) beruhen. Der italienische Zeichner und Architekturtheoretiker Piranesi hatte in einer Serie von Kupferstichen, den sogenannten „Carceri“, seiner grenzenlosen Begeisterung für die Architektur der griechischen und römischen Antike Ausdruck verliehen. Ernert taucht Piranesis archäologische Fantasien unmöglicher Bauwerke in ein Farbspiel aus Licht, Dunst und Schatten.
Die Gemälde von Henriette Grahnert (*1977 in Dresden) ziehen unsere Blicke mit eingängigen Motiven schnell in den Bann. Ebenso augenzwinkernd locken uns ihre Bildtitel wie „Drehorgel“ (2024), „Stille Post“ (2021) und „Fake wall“ (2020) in anspielungsreiche Bild- und Gedankenwelten. Bald erscheint auf den Bildern nichts mehr so wie im ersten Moment geglaubt. Mit hoher Finesse zitiert Grahnert alles von der Kinderkritzelei, über Motive aus Pop, Design und Alltag bis zur Kunstgeschichte. So konfrontiert uns die Künstlerin auf „Fake wall“ mit verschiedenen Ziegelrastern, die schnell ihren Charakter als Mauer verlieren. Vielleicht sind es doch nur Tapeten oder Ebenen auf dem Bildschirm – eher die Behauptung einer Mauer als ein echtes Bollwerk? In „Drehorgel“ explodiert eine Bildcollage aus Bildzitaten und Pinselschwüngen, die das Auge zu einem Interieur mit Tisch sortieren mag, aber die genauso gut, von Ein- oder Zweisamkeit erzählen könnte.
Der Künstler Falk Haberkorn (*1974 in Berlin) arbeitet zwischen Bild und Text. Die Lecture-Performance „Watzmann / Vor einem Bild“ (2006) entstand zum Abschluss seines Fotografiestudiums in Leipzig. Der Text entwirft eine fiktive Bergwanderung entlang einer historischen Wasserscheide der Bildgeschichte: 1838 entstand mit Louis Daguerres „Ansicht des Boulevard du Temple“ das mutmaßlich erste technische Bild, auf dem Menschen zu sehen sind. Ein Jahr darauf wurde das neue Bildverfahren der Öffentlichkeit vorgestellt, und in der Folge verlor die bildende Kunst ihren Alleinvertretungsanspruch auf die Repräsentation von Welt. Haberkorn stellt Daguerres fotografischem Abbild gedanklich die Gebirgsansicht „Der Watzmann“ (1824/25) von Caspar David Friedrich gegenüber, der 1840 fast vergessen verstarb. Friedrichs Gemälde ist neben zwei flankierenden Fotografien in dieser Ausstellung als zeitgenössische Kopie zu sehen.
The Artist ist die zentrale und bekannteste Figur in der Comicwelt von Anna Haifisch (*1987 in Leipzig). Diese melancholisch skurrilen Geschichten aus seinem Künstlerdasein erschienen zuerst als Webcomic bei Vice und seit 2016 in einer Folge von Comicbänden. Haifisch spielt hier mit den Klischees und karikiert in diesem Zuge Eitelkeiten und Ängste auf der Suche nach Anerkennung in der Kunstwelt. In dieser Ausstellung werden acht Vorzeichnungen für die „Ode an die Feder“ von 2021 gezeigt. Dabei handelt es sich um einen ungewöhnlichen Comic. Haifisch baut ihre Seiten wie Bühnenbilder und inszeniert die Geschichte in Akten eines Dramas, in denen The Artist die Höhen und Tiefen seines Erfolgs theatralisch durchleidet. Für die Arbeit an dem Comicband scannt die Künstlerin diese Tuschezeichnungen, um sie digital weiterzubearbeiten, zu kolorieren und mit Texten zu versehen. In der Ode bilden diese Zeichnungen den 2. Akt „Frieden“.
Die Arbeit von Franz Jyrch (*in Cottbus) ist in den Zwischenräumen von Malerei, Installation und Performance angesiedelt. Leinwände, Keilrahmen und Farben sind hier nicht in erster Linie Transporteure von Bedeutungen, sondern werden selbst zu Akteuren. Bedeutung entsteht im Prozess und Dialog untereinander, in und mit dem Raum, meist indem Jyrch Vertrautes durch leichte Veränderungen ungewohnt erscheinen lässt. Das hier gezeigte, überdimensionierte Gemälde entstand wie viele Arbeiten der Künstlerin im Dialog mit dem Ausstellungsraum. Es liegt auf dem Industriefußboden und kann aus allen Richtungen betrachtet werden. Jyrch spielt mit dem Gemälde als Körper im Raum, das wir allzu gern aufs Zweidimensionale oder zur „Flachware“ reduzieren. An einer Kante lässt die Malerin die Leinwand ungespannt und unbemalt, sodass das Werk unvollendet und im Fluss bleibt.
Ob Watt, Elbufer oder Regenwald – Yvette Kießling (*1978 in Ilmenau) sucht für ihre Bilder die direkte Auseinandersetzung mit der Natur. Auf der Suche nach ihren Motiven trotzt sie mit Geduld der Witterung und den Reisestrapazen. Die hier gezeigten kleinformatigen Ölbilder auf Papier entstanden im Usambaragebirge im ostafrikanischen Tansania, dass Kießling seit 2021 regelmäßig bereist. Ihre malerischen Impressionen sind aber keineswegs der Sehnsucht nach ursprünglicher Natur verpflichtet, sondern intensive Erkundungen von menschlicher Kultur geprägter Natur. So sind die Spuren des deutschen Kolonialismus in Tansania vielleicht nicht mehr offensichtlich, aber z.B. in Anpflanzungen der Deutschen gegenwärtig, um das kolonisierte Land und seine Menschen wirtschaftlich auszubeuten. Das große Gemälde „Kuhamisha mimea na ujuzi“ (2024, Deutsch: Das Verbringen von Pflanzen und Fähigkeiten) entstand in Kießlings Atelier aus Zeichnungen und Druckgrafiken, die sie digitalisiert bearbeitet ausdruckt und übermalt.
„Sweet Dreams“, also süße Träume scheinen die Kabinettstücke von Corinne von Lebusa (*1978 in Herzberg an der Elster) zu versprechen. Samtig tupft die Malerin gedeckte Farben auf Finnpappe. Bildszenen und Figuren umreißt sie mit wenigen Tuschestrichen und kitzelt damit die Fantasie. Frauen sind meist eng, knapp oder gar nicht bekleidet. In einem doppelbödigen Spiel versucht die Künstlerin, uns die Rolle heimlicher Betrachtung zuzuweisen. Ob wir sie annehmen, liegt bei uns. Wirklich Anzügliches lässt sich nicht entdecken. Das Bild „Role Allocation“ (2018), also Rollenverteilung, spielt offensichtlich damit: Selbstverständlich geht es hier nicht nur um Stoff-, sondern auch um Geschlechterrollen. In Rollenspielen zwischen weiblichen und männlichen Bildzuschreibungen müssen wir unsere Position selbst suchen, was durchaus Unbehagen auslösen darf. Die rätselhaft lächelnden Frauen sind bei von Lebusa die Protagonistinnen des Bildgeschehens, während das männliche Personal wie Spielfiguren erscheinen.
Die Bildgeschichten von Moritz Schleime (*1978 in Berlin) spielen in sich einer Untergrundkultur von Punk, Suff, Heavy Metal und Sexfantasien ab. Aus Musikmagazinen oder Underground-Comics entsprungene Mischwesen hausen im Sediment unserer Konsumgesellschaft; auf einer endlosen Suche nach Bedürfnisbefriedigung, Rausch und Liebe. Alles ist vergänglich! So wird das in Leder gekleidete, sich innig umarmende Pärchen in „Feuer & Flamme« (2018) zum Vexierbild zwischen Rock’n’Roll und Höllensturz, das in einer Art pointilistischen Expressionismus und vorgeblicher Unbeholfenheit in Szene gesetzt wird. Perfektion scheut Schleime wie der Teufel das Weihwasser. Dabei offenbaren sich bei genauerem Hinsehen überraschende Details, die der vordergründigen Naivität des Dargestellten zuwiderläuft. Ein All-over von Toilettenschmiererei wie in „Fucking Einsamkeit“ (2015) funktioniert wie die alltagskulturelle Aufzeichnung eines Bewusstseinsstromes.
Die Gemälde von Julia Schmidt (*1976 in Wolfen) entstehen im Sammeln, Kopieren und Verändern von Bildvorlagen aus Zeitschriften, Büchern und dem Internet. Diese können wie in „Still live (bowl, coin, bread)“ (2009) aus dem Fundus der Kunstgeschichte stammen, dessen Motiv das Ölgemälde „Römische Bettlerin“ (1857) des französischen Malers Edgar Degas abstrahiert. In Erscheinung einer Schwarzweißkopie thematisiert Schmidt das Gemälde und seine Reproduktionen. Doch oft sind ihre Motive so alltäglich, dass sie eigentlich nie in den Fokus unserer Aufmerksamkeit dringen, wie zum Beispiel ein Kartoffelsack oder ein Kleidungsetikett einer Onlinehandelsplattform. ubup steht für „used but precious“: gebraucht, aber wertvoll. Der ehemalige Markenname des Secondhandonlinehändlers könnte auch als Leitsatz für Schmidts Arbeit verstanden werden, mit dem sie zum Nachdenken über die Kreisläufe von Bildern und Waren sowie ihre kulturelle wie ökonomische Auf- und Abwertung anregt.
Die Kunst von Anija Seedler (*1974 in Schlema) wandert zwischen Theatralem und Illustrativem und nimmt dabei alle möglichen Zwischenformen an. Wunderbare Bücher und zuletzt auch eine „Wind Opera“ gehören zu ihrem Schaffen. Mit großer Virtuosität setzt Seedler Spontaneität und Zufall präzise ein. Ihr Raum in der Ausstellung führt uns dabei zwei Pole ihrer Bildkunst vor Augen. Mit wenigen Strichen erweckt die Künstlerin in den neun gerahmten Tuschezeichnungen ein von Mythen und Volkssagen inspiriertes Personal aus Misch- und Zwitterwesen zum Leben. Dem stehen dichte Tuscheaquarelle auf Rohleinen gegenüber, in denen das Auge erst nach einigem Hinsehen und mit Hilfe der Titel statt informeller Farbdichte die Bildfiguren zu lesen lernt. In der Andeutung erwächst die erzählerische Kraft von Seedlers Figuren, die in uns paradiesische Fantasien entfachen können.
Neben Gemälden in Öl, Acryl oder mit Textilfarben umfassen die Werke von Stefan Stößel (*1970 in Bad Salzungen) Film, Fotografie, Objektkunst oder Eigenwilliges wie Kartoffeldruck, Assemblage oder Pyrographie. Bei der wiederkehrenden Betrachtung zeigen sich sein großes handwerkliches Können und seine tiefe Kenntnis der Malerei- und Avantgardegeschichte. Seiner inhaltlichen wie formalen Präzision läuft die Banalität der Motivwahl fast entgegen. Neben Blumentöpfen haben es ihm Bananenkisten und Gemüsestiegen angetan, weshalb seine Kunst bereits in die Nähe der Popart gerückt wurde. Europaletten sind in seinen Bildern so allgegenwärtig wie in der globalen Logistik. Dabei reicht die Spannbreite ihrer Darstellung von der augentäuschenden Nachahmung bis zu stark abstrahierten Formen. Die fünf hier gezeigten Gemälde umfassen von der Veränderung von Fundstücken über Textilmalerei bis zur Komposition von mehreren bespannten Leinwänden sehr unterschiedliche Bildtechniken.
Matthias Weischer (*1973 in Elte) führt uns in seinen Bildern häufig bühnenhafte Raumansichten vor. In ihnen werden Ornamente, Raumfluchten, Farbverläufe, Designzitate samt ihren Brüchen und fast spürbaren Oberflächen zu eigenständigen Protagonisten eines Objekttheaters. Für diese Arrangements schafft Weischer häufig Kulissen im Studio, vor denen seine Gemälde entstehen. Seit 2021 kommen zu den Medien Öl oder Eitempera auf Leinwand und Grafik sogenannte iPad-Paintings hinzu, von denen drei in dieser Ausstellung zu sehen sind. Sie entstehen am Tablet und werden dann als hochauflösende Pigmentdrucke auf Papier gebannt. Weischer schafft es in diesem digitalen Medium, dichte Farbwelten zu schaffen, die von sehr präzisen Darstellungen, wie beispielsweise Hagebuttenzweigen in Tonvasen über pastellkreideartige Formen bis zu pixeligen Kringeln reichen, die auf die digitale Herkunft verweisen.
Gefördert durch
