LOUNGE14

#8 KULTURPRODUKTION UND POLITIK DER ANGST / CULTURAL PRODUCTION AND THE POLITICS OF FEAR

Mi, 13. Oktober 2010

Vortrag in englischer Sprache mit deutscher Übersetzung.

Eintritt frei

mit Steve Kurtz (Critical Art Ensemble, US)

Jedes Jahrzehnt scheint Waffen zu haben, um die mythische Erzählungen über den Zustand der Welt, die Legitimität und Unrechtmäßigkeit von Gewalt und die Beziehung der Menschen zur Sicherheit konstruiert werden. Manchmal haben diese Waffen ein reales Pendant, manchmal existieren sie nur als Idee. In der Regel sind Material und Funktion nicht wichtig. Bedeutsam ist die Kapazität der Idee.

Im Westen haben sich zwei grundlegende Formen der politischen Erzählungen herausgebildet: Der einen, neo-liberalen Erzählung nach sollte eine kulturell-ikonische Waffe so funktionieren, dass sie die Öffentlichkeit beruhigt. Sie sollte die Menschen fühlen lassen, dass sie zu Hause sicher sind, dass ihre Investitionen sicher sind und dass die Welt im Grunde ein stabiler Ort ist. Die Waffe sollte defensiv sein und jedwedes Waffensystem für die offensive Aggression überragen. Beispiele hierfür sind die „Schild“-Technologien oder Flugabwehrraketen. In der zweiten, neo-faschistischen Form der Erzählung funktioniert die kulturell-ikonische Waffe so, dass sie die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken versetzt. Sie sollte eine Welt repräsentieren, die instabil und voller Konflikte ist– einen Ort, wo weder Person noch Eigentum ohne den Einsatz aller zur Verfügung stehenden militärischen Mittel sicher sind. Diese Waffe sollte offensiv sein und alle westlichen Verteidigungssysteme durchdringen. Sie sollte von Personen der „anderen“ Religionen oder Ethnien hergestellt werden. Sie soll das Begehren der Öffentlichkeit nach Stärke, Unnachgiebigkeit und allmächtiger Führung hervorrufen. Beispiel hierfür ist die „Schmutzige Bombe“.

Im Kontext der Performance „Radiation Burn: A Temporary Monument to Public Safety“ (15. Oktober 2010) zum Werkleitz Festival 2010 „Angst hat große Augen“ (in Kooperation mit KUNSTrePUBLIK) in Halle (Saale) hielt Steve Kurtz einen Vortrag darüber, wie Kulturproduktion auf die Politik der Angst reagieren kann, und stellte dabei exemplarisch vergangene Kunstprojekte des Critical Art Ensembles vor.

Steve Kurtz ist eines von fünf Gründungsmitgliedern des Critical Art Ensembles aus den USA, das seit 1987 die Schnittstellen zwischen Kunst, Kritischer Theorie, Technologie und politischem Aktivismus untersucht. Seitdem hat es zahlreiche Performances auf der Straße, im Internet und in Museen durchgeführt und sechs Bücher über zivilen Ungehorsam in der elektronischen Welt, über Biopolitik, über Biowaffen u.v.m. veröffentlicht.

Weitere Informationen unter www.critical-art.net und www.angsthatgrosseaugen.de


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