HAGEN BETZWIESER & ANGELA BUTTERSTEIN: CINEMATOGRAPHY AND NEWS DEPARTMENT 2.1

„Die künstlerische Besetzung der technischen und medialen Welten benötigt Orte, an denen die Tätigkeiten der Mischung und der Entmischung, des Zerlegens und des Zusammenfügens als Aktivitäten verstanden werden. In den Zeiten der Vormoderne nannte man solche Orte alchemistische Labors.“

Siegfried Zielinski in Archäologie der Medien, 2002.

Von Juli bis August 2009 veranstaltete das Zentrum für zeitgenössische Kunst WIELS in Brüssel in Kooperation mit der Lissaboner Schule für bildende Kunst MAUMAUS und der HALLE 14 eine internationale Summer Residency. Unter dem Titel „Metropole Alliance“ bezogen neun Künstler ein ehemaliges, leer stehendes Bürogebäude in der Nähe vom WIELS. Das dreistöckige Gebäude mit einem großen Lagerraum wurde mit dem Ziel okkupiert, die Räume wieder zu beleben. Die Büroflächen sollten auf eine andere Art und Weise genutzt werden und dennoch die im Handel üblichen Arbeitsrituale widerspiegeln. Die Zirkulation von Ideen, Objekten sowie die architektonische Entwicklung sollten inhärente Bestandteile des im Gebäude stattfindenden Lebens sein.

Hagen Betzwieser und Angela Butterstein, die im Auftrag der HALLE 14 nach Brüssel gereist waren, errichteten im Zeitraum von sechs Wochen eine eigene Abteilung des Projektes, das „Cinematography and News Department“, das sie an einem neuralgischen Punkt im Gebäude verorteten. Die Hauptaufgabe des Departments bestand im Generieren von Kommunikation mit unterschiedlichen Medien. Fotografie, Film und Text wurden mit Hilfe zeitgenössischer Formate und Technologien während des Arbeitsaufenthalts der Künstler in Brüssel kontinuierlich produziert, publiziert, aktualisiert und schließlich archiviert. Ausgestattet wurde das Department mit einer digitalen Filmkamera, einem einfachen Schnittplatz, W-LAN-Zugang und zwei funktionalen Arbeitsplätzen sowie– als Reminiszenz an das Environment von Metropole Alliance– mit einer alten Schreibmaschine aus den 1960er Jahren.

Durch die äußerst sorgfältige Auswahl von Material und Technologie sollte das „Cinematography and News Department“ nicht nur zu einem gut funktionierenden Arbeitsplatz gestaltet werden, sondern auch zu einer skulpturalen Installation im Raum, die dazu anregen sollte, sich mit dem Verständnis von Materialität in der Kunst in Bezug auf neue Technologien auseinanderzusetzen. Dies bezog sich auf die skulpturale und funktionale Qualität des Departments in seiner Gesamtheit wie auch auf die seiner einzelnen Bestandteile, wie zum Beispiel das „Camera Dolly System“, das sowohl als Skulptur als auch für den Einsatz während der Filmproduktion gebaut wurde. Eine benutzbare Skulptur. Die Diskussion um den Einsatz von Technologie in der Kunst sollte vor allem in Bezug auf den Begriff „Gesamtkunstwerk“ geführt werden, den der Initiator Simon Thompson von „Metropole Alliance“ für das gesamte Projekt verwendete und für den eine Definition im Bereich der Medientechnologie noch nicht existiert.

Als Hagen Betzwieser und Angela Butterstein das „Cinematography and News Department 1.0“ am Ende des Workshops auflösten, hinterließen sie die nächste Version der Installation, das „Cinematography and News Department 2.0“, das als Setup für die Präsentation des Films „Objective Illustration with Mechanical Movement“ gedacht war. Im Projektraum der HALLE 14 präsentierten sie die Version 2.1 des Departments.

 

Weitere Informationen zum Projekt „Metropole Alliance“ finden Sie im Veranstaltungsarchiv. Es wurde gefördert durch: